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Marcel Richter von TradeTracker

Interview mit Marcel Richter

Günther Giani Noch keine Kommentare

Ich habe vor einiger Zeit ein spannendes Interview mit Marcel Richter, dem DACH-Director von TradeTracker führen können. Wie Marcel seinen Einstieg in die Branche gefunden hat, was er von großen Netzwerken hält und wie er die Verwendung veralteter Trackingtechnologien einschätzt, erfährst Du hier.

Günther Giani: Marcel, ich freue mich, Dich endlich mal zu treffen! Wir sind beide schon wirklich lange in der Branche aktiv und haben uns, glaube ich, noch nie persönlich getroffen. Wann hast Du Deinen Einstieg in die Branche getätigt?

Marcel Richter: Ich bin seit 16 Jahren in der Branche und habe damals in der OCM Internet GmbH, der Agentur von André Garber und Norman Habeck angefangen. Die beiden waren ganz früher bei Iven & Hillmann von LBi. Dort haben sie die SEA- und Affiliate-Teams geleitet und später mit OCM ihre eigene Agentur gegründet. Ich war damals ihr erster Mitarbeiter und habe Onlinemarketing dann quasi als meine zweite Ausbildung gelernt. Ursprünglich komme ich aus dem Einzelhandel, habe mich dann aber letztendlich auf Affiliate konzentriert.

Im Anschluss an meine Zeit bei OCM bin ich zu Ladenzeile.de gewechselt und habe dort das Affiliate-Marketing als zusätzlichen Traffic-Kanal mit Click-Out-Share für die Partner aufgebaut. Dieses Modell war später Vorbild für das idealo.de-Affiliateprogramm. Weitere Anbieter wie beispielsweise Preis.de, KAYAK und momondo sind daraufhin auch nachgezogen. Wir waren damals mit diesem Modell der Vorreiter.

Günther: Click-Out-Share ist ja nicht ganz ohne Risiko und kann schlechtestenfalls zum Null- und sogar Minusgeschäft werden. Wie habt ihr damals die Ausschüttungen berechnet, um möglichst gute Margen zu erzielen?

Marcel: Um es so einfach wie möglich zu machen, waren die Auszahlungen Fixpreise. So konnten zusätzlich zur Einfachheit auch die Mitbewerber nicht ausrechnen, wie hoch der jeweilige CPC war. Wir haben also einfach fix 0,15 - 0,17 Euro pro Click-Out ausgeschüttet. Die Margen von Ladenzeile haben dementsprechend abhängig von der jeweiligen Sparte variiert. An einem Klick zum Thema 'Möbel' haben wir bis zu 0,70€ verdient, wohingegen Klicks zum Thema 'Fashion' nur ca. 0,25€ bis 0,30€ eingebracht haben. Nach einer entsprechenden Mischkalkulation haben sich dann die Click-Out-Provisionen ergeben.

Das Modell ist leider nach meiner Zeit eingestellt worden und das, obwohl Ladenzeile immer bestrebt war, unabhängiger von Google zu werden. Idealo und einige andere haben es da besser gemacht und dieses Modell weiter skaliert.

Günther: Mich hat es damals auch gewundert, dass Ladenzeile das Programm dicht macht. Jetzt, wo ich höre, dass das Programm sehr lukrativ lief und schwarze Zahlen abgeworfen hat, wundere ich mich noch mehr darüber. Ein Teil zur Unabhängigkeit von Google konnte mit diesem Modell schließlich gesichert werden.

Marcel: Ich habe mich auch über diesen Schritt gewundert und fand das auch sehr schade. Wenn ich mir jetzt die Umsatzzahlen von Ladenzeile anschaue, dann weiss ich ja, wie viel ich selber dazu beigetragen habe. Ich war bis Anfang 2018 da und nicht ohne Grund waren die Zeit von 2015 bis 2017 die erfolgreichsten Jahre von Ladenzeile. Ich habe es damals geschafft, dass Affiliate mehr Umsatz macht als Facebook-Anzeigen. Das muss man auch erstmal schaffen. Aktuell stagnieren die Umsätze dort.

Günther: Welche Publisher-Modelle haben damals den Umsatz im Affiliate-Kanal gemacht?

Marcel: Von kleinen Bloggern bis hin zu richtig großen Seiten. Das war ganz verschieden. Einer von Idealos größten Affiliates ist zum Beispiel mydealz. Wenn es zu einem Thema oder Produkt keine oder nur wenige Deals gibt, sieht man ganz oben auf der Ergebnisseite ein Idealo-Widget und da bekommt mydealz natürlich auch einen guten Share von Idealo. Solche Kooperationen hatten wir beispielsweise auch mit Ladenzeile. (Anmerkung: Ladenzeile wurde zum 30. Juni 2024 wegen "veränderter Marktsituation" eingestellt)

Günther: Ladenzeile hatte ja neben dem Partnerprogramm bei affilinet seit Dezember 2016 auch ein Partnerprogramm bei TradeTracker, deinem jetzigen Arbeitgeber. Wie lange bist Du schon bei TradeTracker und wie hat sich die Zusammenarbeit ergeben?

Marcel: Genau, mit Ladenzeile hatten wir ein Partnerprogramm bei affilinet, wollten aber auch international durchstarten. Aus diesem Grund habe ich damals mit verschiedenen Affiliate-Netzwerken gesprochen. Als letztes Netzwerk kam TradeTracker in den Pitch und ehrlich gesagt hatte ich die bis dahin nicht wirklich auf dem Schirm. TradeTracker hat mich dann aber überzeugt und das hat sich auch gelohnt. Sie haben uns nicht nur für den deutschen Markt unterstützt, wo wir affilinet dann schnell hinter uns gelassen haben, sondern haben uns bei der Markteinführung in sechs weiteren Ländern begleitet und supported. Seitdem kenne ich auch meinen jetzigen Chef Philip Keckeis. Philip war vorher Director International Operations, jetzt ist er COO und kümmert sich um alle Länder. Ihn habe ich 2016 auf einem Event getroffen und er hat mich seitdem immer wieder gefragt, ob ich nicht zu TradeTracker kommen möchte. Da ich aber zwischen 2018 und 2020 als Head of Affiliate-Marketing bei Aroundhome angestellt war, musste er ein bisschen rumgraben, hat mich aber dann letztendlich zu TradeTracker lotsen können.

Günther: Das erinnert mich daran, dass ich auch schon einmal Kontakt zu Philip Keckeis hatte. Das war im Mai 2019, als düstere Gerüchte über Liquiditätsprobleme und eine Geschäftsaufgabe von TradeTracker Deutschland aufkamen. Philip hat mich damals darüber aufgeklärt, dass es größere Änderungen bei TradeTracker Deutschland geben wird, der Geschäftsbetrieb aber weder eingestellt wird, noch gefährdet sei. Eine dieser größeren Änderungen war wohl die Besetzung der Position Account Director Germany durch Dich.

Marcel: Ganz genau! Und mir war und ist echt wichtig zu zeigen, dass mein Onboarding die richtige Entscheidung war. Wir machen jetzt mit deutlich weniger Angestellten viel mehr Umsatz und Gewinn. Dies alles durch eine durchdachte und optimierte Struktur mit klaren Prozessen und einfachem Teamwork.

Günther: Vor unserem Gespräch habe ich mir die Geschäftszahlen von TradeTracker im Bundesanzeiger angeschaut. Man sieht ganz klar, dass die Bilanzen und die Gewinnfeststellungen seit deiner Anstellung deutlich und stetig steigen. Das finde ich schon bemerkenswert, zumal das ja auch zusätzlich zur internen Umstrukturierung mit der Einführung der DSGVO und der Corona-Pandemie eine intensive und herausfordernde Zeit war.

Marcel: Ja, das stimmt. TradeTracker hatte damals zusätzlich auch einige große Kunden wie EMP und Marley Spoon verloren. Die waren gar nicht mehr da, als ich gekommen bin, und die Zugpferde waren einige große niederländische Advertiser wie HEMA und vidaXL. Ich konnte dann persönlich ASUS Deutschland als exklusiven Advertiser gewinnen und die sind so happy, die starten demnächst mit uns auch in Österreich und in der Schweiz. Über weitere Länder sprechen wir gerade auch noch. Wir haben es jetzt in nicht mal 18 Monaten geschafft, dass Affiliate für ASUS 30% und in Spitzenmonaten sogar 40% des Gesamtumsatzes in Deutschland ausmacht. Unsere Zielvorgabe für 2023 haben wir damit deutlich übertroffen und wollen sie 2024 noch mal verdoppeln. Die Verantwortlichen von ASUS sind so zufrieden, dass sie jetzt auch mehr Budget für WKZ freigegeben haben. So können wir das wunderbar skalieren.

Günther: Hut ab, das kann sich sehen lassen! Laufen bei TradeTracker eigentlich nur eigene Kampagnen oder fungiert ihr auch teilweise als Subnetzwerk? Ich frage, weil mir bei Euch hin und wieder 'krumme' Provisionen aufgefallen sind, wie man sie oft bei Subnetzwerken sieht. Provisionen wie zum Beispiel 5,25% oder 4,90%.

Marcel: Ja, das kann in seltenen Fällen vorkommen. Allerdings machen wir das nur, wenn der Kunde das selber möchte. Bei Lenovo war es zum Beispiel so. Die wollten gerne mit uns zusammenarbeiten, aber weiterhin das Tracking von Impact nutzen. Wir treten in diesem Fall also selber als Publisher auf. Und um unsere Netzwerkmarge zu bekommen, bekommen wir von Lenovo.com Premiumkonditionen und können den Teil, den wir an unsere Affiliates weitergeben, individuell einstellen. Bei uns ist es so, dass der Advertiser festlegt, wie viel er insgesamt zahlen möchte, zum Beispiel 10% vom Nettoverkaufswert. Mit diesen 10% können wir arbeiten und bilden daraus wiederum einen Commission-Split. Bei einer Standard-Netzwerkgebühr von 30% ergibt sich daraus ein 70/30 Split: 70% für die Affiliates und 30% für uns. Wir haben also die Möglichkeit, mit unserer Marge zu spielen und können, ohne dass der Advertiser mehr zahlen muss, Publisher durch Provisionserhöhungen überzeugen, das Programm bei uns zu bewerben. Es kommt auch regelmäßig vor, dass Publisher nicht mehr mit einem bestimmten Netzwerk zusammenarbeiten wollen, sondern lieber mit uns. Da stellen wir dann ein spezielles Segment ein und der oder die Publisher bekommen ein bisschen mehr Provision. Das ist sozusagen etwas von unserer Magie: Wir können Advertiser pushen, indem wir mehr Provision für alle oder einige der Affiliates ausschütten. Der jeweilige Advertiser bekommt davon in der Regel nichts mit und muss natürlich auch nicht mehr zahlen. Wir regeln das über unsere Marge.

Günther: Wie genau betreibt ihr denn grundsätzlich Eure Advertiser-Akquise? Wartet ihr auf Anfragen, oder geht ihr die Sache auch proaktiv an?

Marcel: Sowohl als auch. Wir sprechen zum Beispiel gerne Marken an, die noch gar kein Affiliate-Marketing machen. Schon seit 2018 ist zum Beispiel LeasingMarkt.de einer unserer größten Kunden und einer der ersten Advertiser aus dem Leasing-Bereich. Als ich gesehen habe, wie das Programm läuft, habe ich alle anderen Leasing-Plattformen angesprochen und habe einige an Bord holen können. Weitere sind in der Pipeline. Gerade die Automobilindustrie macht noch viel mehr klassisches Marketing, das sich gar nicht richtig messen lässt. Mittlerweile gibt es in diesem Bereich so viele tolle Publisher wie zum Beispiel Auto Motor und Sport. Ich denke, auf diese Weise kann man sehr effektiv und nachhaltig wachsen.

Günther: Angenommen, Du hast einen Shop gefunden, der noch kein Affiliate-Marketing betreibt. Wie ist Deine Akquise-Strategie?

Marcel: Ich setze direkt ganz oben an und kontaktiere den CEO des jeweiligen Unternehmens. In einem Kick-Off-Call erkläre ich erstmal das Produkt TradeTracker und Affiliate-Marketing und zeige auf, welche Marktbegleiter bereits Affiliate-Marketing einsetzen. Wichtig ist auch klarzumachen, dass man bei Google, Facebook etc. im direkten Wettbewerb mit den Konkurrenten steht. Wer den höheren CPC bezahlt, bekommt den Traffic. Im Affiliate-Marketing geht einfach viel mehr, weil der Traffic im Normalfall deutlich relevanter ist. Falls der Kunde daraufhin Interesse zeigt, bekommt er von uns ein Excel-Sheet und es werden grundsätzliche Dinge geklärt: Mit welchen Publisher-Arten möchtest Du zusammenarbeiten, wie sind die aktuellen Conversion Rates, welche Marketingkanäle werden bereits bespielt usw. Darauf basierend bekommt der Kunde dann ein Forecast mit verschiedenen Szenarien, was unter welchen Voraussetzungen an Transaktionen/Umsatz möglich sein kann. Wir wissen ungefähr, wie hoch der Share pro Monat sein sollte. Basierend auf dem Potenzial, das wir sehen, gibt es dann ein personalisiertes Angebot. So weiß der Kunde, was er erwarten kann und wenn das passt, setzen wir eine Vereinbarung auf und es geht los.

Günther: Die Wahrnehmung von Affiliate-Marketing, sei es öffentlich oder innerhalb der Branche, hängt enorm von der Qualität der Advertiser und Kampagnen, dem Grad der Transparenz, einer sauberen Implementierung der Technik, dem Support für Advertiser und Affiliates und dem Umgang mit der eigentlich treibenden Kraft, den Affiliates, ab. Ich habe z.B. immer wieder mal den Eindruck, dass neue Advertiser zugunsten von Netzwerken und Agenturen 'verbrannt' werden und der Fokus primär auf dem eigenen Umsatz anstatt auf der nachhaltigen Entwicklung eines guten Partnerprogramms liegt. Wie siehst Du das?

Marcel: Das sehe ich ähnlich. Einige Netzwerke sind ja Aktienunternehmen bzw. Tochtergesellschaften von Aktienunternehmen. Da geht es viel zu oft um das kurzfristige Geld. Awin zum Beispiel wechselt regelmäßig den CEO, aber das sind nie Persönlichkeiten, die aus der Affiliate-Branche kommen. Da geht's halt wirklich nur um die Zahlen und nicht um Langfristigkeit. Und ich frage mich wirklich manchmal, was die mit ihrem riesigen Staff den ganzen Tag machen. Selbst große Kunden, die da sechs- bis siebenstellige Beträge umsetzen, bekommen da kaum Support. TradeTracker zu Beispiel ist nach wie vor inhabergeführt und wir haben dementsprechend keine Investoren, denen gegenüber wir irgendeine Bringpflicht hätten. Ich denke, dadurch haben wir eine ganz andere Mentalität. Unser Team war auch mal größer, aber wenn man an den richtigen Schrauben dreht, werden die Kunden auch happy. Wir haben zum Beispiel seit vier Jahren einen Advertiser, dessen Programm bei uns richtig gut läuft. Er schreibt jeden Tag auf Skype an und bringt sich selber ein. Er hat mir eines Tages mitgeteilt, dass die Geschäftsführung entschieden hat, das Affiliate-Marketing in Zukunft auch über Awin laufen zu lassen und dass dort auch bereits ein entsprechender Vertrag unterschrieben wurde. Nach ca. acht Wochen hat er mir mitgeteilt, dass sie bei Awin wieder gekündigt haben, da sie ab dem Zeitpunkt der Vertragsunterschrift seitens Awin keinen Support oder Feedback mehr erhalten haben. Und wenn ich so etwas mitbekomme, wundere ich mich dann doch. Wenn ich einen Advertiser zu uns lotse, der in einem anderen Netzwerk schon ein rentables Partnerprogramm laufen hat, dann sage ich doch unserem Accountmanagement-Team: 'Mach den mal besonders happy, damit er sieht, dass sich diese Entscheidung gelohnt hat!' Das ist da aber offensichtlich nicht passiert. Entweder da gibt's gar kein Accountmanagement-Team mehr, oder die beschränken sich auf die 10 Top-Advertiser und die anderen müssen halt irgendwie klarkommen.

Günther: So etwas hört man ja leider relativ häufig, wenn man sich ein bisschen in der Branche umhört. Man könnte fast annehmen, es gäbe eine Korrelation zwischen der Größe eines Affiliatenetwerkes und dem Supportlevel...: Je größer das Netzwerk, desto schlechter der Support. Ich hatte früher in jedem Netzwerk meine 1-2 persönlichen Ansprechpartner und das lief reibungslos. Da konnte ich anrufen, Emails schreiben und sämtliche Korrespondenz ging ruckzuck. Mittlerweile erlebe ich das nur noch bei 'kleineren' und/oder inhabergeführten Netzwerken wie Selecdoo, ADCELL, den verticalAds-Netzwerken, damals bei SuperClix und natürlich bei TradeTracker . Awin, CJ, impact und Konsorten sehen da leider mittlerweile ziemlich alt aus.

Sei's drum. Lass uns über das Damoklesschwert des Affiliate-Marketings sprechen: Tracking und Datenschutz. Wie siehst Du die Zukunft unserer Branche?

Marcel: Ich glaube, ein Problem sind unter anderem die Advertiser, die schon seit Jahren dabei sind und nach wie vor auf Third-Party-Tracking setzen. Die lassen sich teilweise nicht überzeugen oder sehen keinen Sinn darin, auf S2S- oder Hostet-Tracking umzustellen.

Günther: Okay, wie genau muss ich mir das vorstellen? Du rätst den Advertisern, die noch Third-Party-Tracking einsetzen, auf S2S-Tracking umzustellen. Die sehen da keinen Sinn drin und argumentieren wie?

Marcel: Meistens höre ich, dass der technische Aufwand zu groß sei.

Günther: Vielleicht freuen sich einige auch einfach über kostenlose Sales? Affiliate-Transaktionen werden natürlich auch dann generiert, wenn das Tracking nicht mehr funktioniert... Am langen Ende wäre das natürlich zu kurz gedacht, weil der Affiliate-Kanal so natürlich nachhaltig geschädigt wird und immer weniger Affiliates Bock darauf haben.

Marcel: Ja, das habe ich leider auch schon gehört: 'Wenn wir das umsetzen, zahlen wir ja mehr...'. Das ist natürlich das dümmste Argument überhaupt. Wenn Affiliates am eigenen Umsatz sehen, dass ein Tracking stabil ist und zuverlässig funktioniert, steigt natürlich auch die Motivation, noch mehr zu machen und die Vermarktung auszubauen. Wenn durch vernünftiges Tracking 20% bis 30% an Transaktionen dazukommen, ist man als Affiliate gerne bereit, zum Beispiel Werbemittel besser zu platzieren und selber noch einen Performance-Uplift hinzulegen.

Günther: Klar, wenn man das Tracking anpasst, wäre das ein positiver Effekt. Wenn man die Notwendigkeit aber, aus welchen Gründen auch immer, ignoriert und das Tracking nicht anpasst, sind die Affiliates natürlich irgendwann weg. Die merken dann früher oder später, dass da kaum noch was kommt und bauen die Trackinglinks aus. Für den Advertiser ist der Drops dann natürlich auch gelutscht. Weil ohne Affiliates nichts geht, kann er den Kanal dann auch direkt aus seinem Marketing Mix streichen. Das wäre dann der negative Effekt.

Marcel: Ja, natürlich. Als Beispiel: Media Markt hat Third-Party-Tracking und viele Transaktionen werden nicht erfasst. Saturn.de hingegen hat S2S-Tracking und da läuft alles super. In so einem Fall könnte der Affiliate natürlich einfach wechseln, da die Produktpalette nahezu identisch ist. Wenn es sich aber um Produkte oder Services handelt, wo es nur zwei, drei große Anbieter gibt und der eine Advertiser das Monopol und zusätzlich die bessere Brand, aber veraltetes Tracking hat, dann sitzt der natürlich am längeren Hebel und die Affiliates gucken in die Röhre.

Günther: Hast Du denn schon mal darüber nachgedacht, ob das Nicht-Einbauen von zeitgemäßem Tracking justiziabel sein könnte? Als Advertiser lobt man für jede(!) Transaktion eine Provision aus und wegen genau dieser Anteilsvergütung schmeißen Affiliates ihre Vermarktungsmaschinen an. Sie vermarkten die Produkte der Advertiser ja nicht aus Nächstenliebe, sondern weil sie Geld verdienen möchten. Falls ein Advertiser wider besseren Wissens nicht die bestmögliche Trackingtechnologie implementiert, sondern weiter auf eine auslaufende Technik setzt und dementsprechend genau weiß, dass nach Status Quo nicht das Maximum an Transaktionen erfasst werden kann, könnte man das ja im Sinne des §5 'Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb' (UWG) als irreführende geschäftliche Handlung interpretieren und als Affiliate versuchen, Schadensersatzanspruch geltend zu machen...

Natürlich möchte man seine Advertiser nicht vergraulen und Ihnen die Knarre auf die Brust setzen, aber wäre hier nicht ein argumentativer Ansatz, schnellstmöglich zeitgemäßes Tracking zu implementieren?

Marcel: Ja stimmt, aber ich glaube, da müssen auch irgendwie alle an einem Strang ziehen. Und wenn keine technische Lösung realisiert werden kann, könnte man ja die Provision entsprechend erhöhen, so den Trackingausfall kompensieren und das auch deutlich kommunizieren. Es hat sich aber bisher auch noch kein Affiliate beschwert, das ist ja auch die Sache.

Günther: Ich finde das total seltsam. Seit Jahren diskutiert die Branche Consents, ITP und Datenschutz, schreit nach Innovation und Trackinglösungen und wenn dann Lösungen zur Verfügung gestellt werden, scheitert es an einem kleinen technischen Kniff? Es handelt sich ja bei der Implementierung eines neuen Trackings nicht um Raketentechnologie, wo tausende Mannstunden draufgehen.

Marcel: Genau, viele stellen sich das viel zu kompliziert vor. Aber wir haben auch schon Advertiser gehabt, mit denen wir das innerhalb von 2-3 Tagen implementiert hatten. Andere brauchen dafür Monate.

Günther: Das hängt dann sicher wieder mit der Größe des Unternehmens zusammen...

Marcel: Richtig! Und dann hören die intern, dass es sich um Affiliate handelt und dann sind zig andere Themen wieder wichtiger und so weiter. Was wir als Netzwerk brauche ist, dass auch die Affiliates mehr Druck auf die Advertiser aufbauen. Wir haben zum Beispiel Payback als Publisher und damit auch eine Shortlist von Advertisern, die PayBack bestätigt hat. Und da war ein relativ großer Advertiser dabei, der noch Third-Party-Tracking nutzt. Da hat Payback einen Trackingtest gemacht, der nicht erfolgreich war und damit konnte der Advertiser die Payback-Partnerschaft für's erste knicken. Sobald da S2S-Tracking implementiert wird, ist Payback gerne bereit, den Advertiser zu integrieren. Und das ist der Affiliate-Druck, den ich eben meinte. Wenn wir als Netzwerk darum bitten, ein zeitgemäßes Tracking zu einzubauen, dann gehen einige Advertiser lieber zu anderen Netzwerken, wo da nicht so drauf gedrängt wird. Die Affiliates müssen da tatsächlich ihre Macht nutzen, denn letztendlich haben die auch am meisten davon.

Günther: Naja, ihr als Netzwerk profitiert aber auch.

Marcel: Aber wir bekommen ja immer nur unsere 30% der Kosten, Affiliates bekommen ihre 70%. Von daher ist es für Affiliates noch viel wichtiger. Gerade bei bestimmten Produkten, wo ein Affiliate wirklich von 2-3 Advertisern abhängig ist. Wenn von denen dann 3 das falsche Tracking einsetzten, merkt man das schon deutlich! Wir onboarden zum Beispiel schon seit drei Jahren keinen Advertiser mehr mit Third-Party-Tracking, sondern nur noch First-Party, also unser Direct-Linking (seit Anfang des Jahres bieten wir Hosted Tracking statt Direkt-Linking, was die Implementierung noch einfacher macht), oder S2S. Am Anfang dachte ich auch, dass das total kompliziert aussieht. Aber wenn man die ersten ein, zwei Advertiser hat, dann kann man der IT von neuen Advertisern Beispiele schicken. Dann sehen die: Ich klicke auf den Link, dann passiert das und dann bekomme diese Response und so weiter. Wenn man da wie gesagt die ersten Cases hat, ist das viel einfacher, aber es gibt trotzdem zwei bis drei in Deutschland pro Jahr, wo wir leider mit Third-Party starten müssen, weil wir den Advertiser sonst gar nicht bekommen würden. Das ist dann eine internationale Entscheidung von unserem Headquarter. Wenn wir einen Kunden für 10 oder 15 Länder gleich gewinnen können, soll der initiale technische Aufwand so gering wie möglich gehalten werden. Trotzdem sollen die natürlich auch irgendwann umgestellt werden.

Günther: Aber das ärgerliche dann ist doch, dass man ein System anfassen muss, das schon in Betrieb ist. Zwar nicht besonders präzise, aber es läuft. Ich verstehe Dein Argument, aber bin trotzdem der Meinung, dass man, wenn man schon so ein Setup durchzieht, es dann auch direkt vernünftig machen sollte.

Marcel: Das Gute bei uns ist ja, dass unser S2S-Tracking auf dem Third-Party-Tracking basiert. Wenn wir also einen Advertiser von Third-Party auf S2S umstellen, müssen die Affiliates keine neuen Links einbauen. Wenn man aber von First-Party auf S2S umstellt, müssen auch die Affiliate-Links geändert werden. Das bekommen einige Affiliates trotz Mitteilung per Email unter Umständen erst nach ein paar Monaten mit und beschweren sich dann, dass nicht getrackt wurde. Aber wir sind schon froh, wenn First-Party integriert wird. Dann sind wir schon mal einen Schritt weiter, auch wenn es noch nicht optimal ist.

Günther: Warum findet man eigentlich auf der kompletten TradeTracker -Internetpräsenz keine Informationen über Eure Tracking-Technologien? Das ist ja quasi der Kern eines jeden Affiliatenetzwerkes. Auch intern sieht man zu den einzelnen Partnerprogramme nicht, welche Trackingtechnologie jeweils eingesetzt wird. Diese Information ist ja im Zweifelsfall auch für Affiliates sehr relevant, zum Beispiel dann, wenn es um eine Entscheidung zwischen zwei Advertisern mit einem mehr oder weniger gleichen Angebot geht.

Marcel: Man kann es an den Links erkennen.

Günther: Ja, das stimmt. Aber da muss man sich ja zuerst bei einem Programm bewerben, man muss angenommen werden und dann muss man sich noch die Link-Codes anschauen. Das ist ja ein relativ großer Aufwand und kann je nach dem auch mal sehr lange dauern...

Marcel: Am Interface wird momentan gearbeitet. Es wäre natürlich super, wenn das gekennzeichnet wäre, da gebe ich Dir recht. Schauen wir mal, was dabei rumkommt.

Günther: Plant ihr einen Relaunch?

Marcel: Es wird im Interface gearbeitet, dass das ein bisschen schicker wird. Aber wir machen das nicht so, dass sich von jetzt auf gleich alles ändert. Wir machen das Step-by-Step und rollen langsam neue Funktionen aus.

Günther: Ich bin gespannt und habe Euch selbstverständlich weiter auf dem Schirm. Vielen Dank für das ausführliche Gespräch!


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